Mit Schneeschuhen über den südlichen Kungsleden

Im Winter auf Schneeschuhen durch die verschneite Landschaft Skandinaviens wandern – das ging mir schon seit einer Weile immer wieder im Kopf rum. Allerdings hatte ich erstens nicht so viel Lust, alleine eine Wintertour zu machen, und zweitens nur eine Woche Zeit, was angesichts der langen Anreise etwas kurz ist. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Veranstalter und entschied mich für Rucksack Reisen, die nicht nur eine Woche Schneeschuh-Hüttentour über den südlichen Kungsleden, sondern auch Busanreise ab Hamburg anbieten.

Anreise

Am Freitagmorgen fahre mit dem mir bereitgestellten RIT-Ticket günstig und vor allem sehr entspannt mit dem ICE von München nach Hamburg. Dort habe ich dann ein paar Stunden Zeit, um mir an der Alster die Beine zu vertreten, eine Kleinigkeit zu essen und mich mit einer Freundin zu treffen, bevor es um 17:00 Uhr am Hamburger ZOB in Richtung Schweden losgeht. Der Traum von zwei Sitzen für mich, auf denen ich mich während der Fahrt hinlegen kann (ja, wenn man nur 1,60 m ist, geht das), ist angesichts der vielen Leute, die vor dem Bus stehen, schnell ausgeträumt. Dafür unterhalte ich mich auf der Fahrt nett mit meiner Sitznachbarin, lese ein wenig und bekomme letztendlich auch ein bisschen Schlaf ab.

Nach zwei Fährüberfahrten (Puttgarden – Rødby gegen 20 Uhr und Helsingör – Helsingborg gegen 22:30 Uhr) gibt es nachts um 2 Uhr noch mal eine kurze Pinkelpause in der Nähe des Vänernsees – von Schnee keine Spur. Als ich morgens um 8 die Augen wieder aufmache, fahren wir durch eine komplett verschneite Winterlandschaft. Es kann losgehen!

Zurück geht es übrigens  eine Woche später auf der gleichen Route, Abfahrt um 18 Uhr in Schweden, Ankunft in Hamburg (da wir gut durchkommen) schon gegen halb 10. Dank eines kleinen Sprints kann ich gleich in den nächsten ICE hüpfen und komme gegen 16 Uhr im frühlingshaft sonnigen München an. Ich mit Schneeschuhen in der einen und Winterjacke und Mütze in der anderen Hand, alle anderen Leute im T-Shirt. Schweden ist gefühlt schon wieder ganz weit weg.

Unterwegs auf dem südlichen Kungsleden

Der Kungsleden („Königsweg“) ist ein Fernwanderweg in Schweden. Er besteht aus zwei Teilen, dem nördlichen und dem südlichen Teil, die allerdings nicht miteinander verbunden sind. Der nördliche Kungsleden ist wohl der bekanntere der beiden Teile und führt durch die atemberaubende Landschaft Lapplands im Norden Schwedens. Der südliche Teil liegt hingegen in der Mitte Schwedens, nicht weit entfernt von der norwegischen Grenze. Er ist weniger frequentiert als der nördliche Teil, aber genau hier möchten wir sechs Tage auf Schneeschuhen die Landschaft genießen.

Das Ortszentrum von Idre

Den ersten Tag verbringen wir in Idre, einem idyllischen kleinen Ort mit rot getünchten Häusern. Abends müssen wir noch unsere Transportschlitten, sogenannte Pulkas, mit dem Proviant für die Woche bepacken (neben den Zutaten für diverse Mahlzeiten haben wir auch Tee, Kaffee, Süßigkeiten und sogar eine Packung Vanilleeis dabei). Am nächsten Morgen lassen wir uns zur Fjällstation Grövelsjön kutschieren, dem Ausgangspunkt unserer Tour. Dort geht es gleich steil bergauf, und ich bin froh, dass ich mich in wohlweislicher Voraussicht nicht zu dick angezogen habe. Die Freude ist aber nur von kurzer Dauer, denn oben auf der Hochebene weht ein eisiger Wind, sodass ich irgendwann bekleidungstechnisch nachlege. Was bin ich froh, als unsere Pausenhütte in Sicht kommt.

Nachdem wir uns ausgiebig aufgewärmt haben, geht es zum Hävlingen weiter, einem (jetzt natürlich zugefrorenen) See. Dort befindet sich schon unsere Hütte für die erste Nacht: die Hävlingestugorna, die einzige privat betriebene Hütte auf der Tour.

Der Weg führt über zugefrorene Seen…
…und windige Hochebenen

Die nächsten Tage wandern wir über zugefrorene Seen, über Hochebenen und durch lichte Wälder von Hütte zu Hütte. Die vom schwedischen Touristenverein STF betriebenen Hütten sind alle ähnlich ausgestattet, mit einer Küche mit Holzofen, an die zwei kleine Schlafzimmer mit Stockbetten angeschlossen sind. Strom und fließendes Wasser gibt es nicht, dafür ein Plumpsklo im Freien, ein Stück von der Hütte weg. Aber immerhin mit Styropor-Toilettensitz und einem Spender mit alkoholischem Handreinigungsmittel. Um dorthin zu gelangen, muss man sich immer warm einpacken, sodass man sich jeden Klogang mehrmals überlegt.

Die äußerst sympathischen Hüttenwarte erwarten uns, wenn wir am frühen Nachmittag in den Hütten ankommen, meist schon mit einem heißen Getränk. Sie haben außerdem einen kleinen Laden, in dem man seine Vorräte aufstocken und sich mit Schokoriegeln und Bier versorgen kann – zu schwedischen Preisen allerdings, aber was will man machen. Fürs Feuermachen, Wasserholen, Kochen usw. sind wir selbst zuständig, und vor der Abreise müssen wir auch saubermachen.

Die Storrödtjärnstuga (hier bei Sonnenuntergang) ist genau so gemütlich…
….wie die Skedbrostuga, die wir bei Schneefall erreichen

So starken Wind wie am ersten Tag haben wir in der restlichen Woche zum Glück nicht mehr. Die Etappe von der Rogenstuga zur Skedbrostuga zieht sich ein wenig, da es fast die ganze Zeit schneit, aber an den restlichen Tagen ist das Wetter großartig. Und da wir schon März haben, wird es auch nicht mehr allzu früh dunkel. Die Tagesetappen sind insgesamt gut machbar, die Wege gut markiert und größtenteils auch gespurt. Anderen Tourengehern begegnen wir nicht allzu oft.

Große Steigungen sind auch nicht zu bewältigen, sodass man sich (im Gegensatz zu Wintertouren in den Bergen) nicht um Lawinengefahr sorgen muss. Und auf einigen Etappen befinden sich in der Mitte zwischen den Hütten kleine Pausenhüttchen, in denen man Feuer machen und sich etwas aufwärmen kann.

Diese kleine Fjällhütte auf der Etappe Hävlingen – Storrödtjärnstuga ist perfekt für unsere Mittagspause
Dank der Markierungen (links im Bild) ist die Wegfindung kein Problem

Auf der letzten Hütte, der Skedbrostuga, bleiben wir zwei Nächte. Von dort aus machen wir mit leichtem Gepäck eine kleine Tageswanderung über die norwegische Grenze. Am Tag darauf folgt die längste Etappe: 20 Kilometer sind es bis nach Tänndalen, wo unsere Tour enden soll. Die erste Hälfte der Etappe wandern wir durch eher flacheres Gelände. Nach einer Essenspause folgt ein steiler Aufschwung (zum Glück kürzer als erwartet), der uns ziemlich ins Schwitzen bringt.

Oben auf dem Fjäll kommt die Sonne raus, und wir können zu guter Letzt noch mal richtig den Ausblick genießen, bevor wir irgendwann dann doch recht müde in Tänndalen ankommen, wo wir abgeholt werden. Die Dusche im Camp in Idre ist eine wahre Wohltat.

Der letzte Tag beginnt neblig…
…oben auf dem Fjäll klart es aber noch mal auf

Unterwegs haben wir viele Schneehühner gesehen, denen man in den Alpen ja nur selten und wenn, dann auch nur vereinzelt begegnet. Ansonsten haben sich meine Wünsche in Bezug auf das, was ich sehen will (Rentiere, Elche und Nordlichter), nicht erfüllt. Das war aber auch nicht weiter wild, denn letztendlich war es eine tolle Tour mit netten Leuten in einer wundervollen Landschaft, auf der ich viel Spaß hatte.

Das Ganze kann man übrigens auch als Skitour machen; einen schönen Beitrag dazu findet ihr hier.

9 Kommentare zu „Mit Schneeschuhen über den südlichen Kungsleden

  1. Hey Corina.
    Was für ein schöner Bericht. Jaaa, da erkenne ich das ein-oder-andere Bild wieder 😃! Aber war die Tour mit Schneeschuhen nicht mega-anstrengend?
    Ich finde Deine Idee, über (Nacht-) Zugreisen zu schrieben übrigens echt gut. Bitte mach weiter (auch, wenn es Dich dann doch nicht ins Online-Marketing verschlagen hat)!
    Liebe Grüße, Judith

    1. Hallo Judith,
      es ging von der Anstrengung her, aber mit Skiern ist es sicher etwas angenehmer. Die Tour war aber richtig toll!
      Freut mich, dass dir mein Blog gefällt 🙂 Weitere Beiträge folgen in den nächsten Wochen und Monaten!
      Liebe Grüße
      Corina

  2. Also, ICH war dabei, mit Corina entlang des Kungsleden. Ja, es war anstrengend ich war froh über unsere hochmitivierten und kräftigen Männer. Auf jeden Fall machen, wenn man Schnee mag, sich aber nicht auf Skier traut.

    Corina, ein toller Bericht.
    Mach weiter
    Sabine

  3. Hi.

    Was für ein toller Bericht über einen schönen, abenteuerreichen Ausflug. Man kann beim Lesen den Schnee förmlich spüren. Ich werde mit Begeisterung auch alle weiteren Artikel lesen.

    Weiterhin frohes Reisen
    Manfred

  4. Liebe Corina,
    Im Juli bin ich diese Tour gegangen und habe deinen Bericht voller Freude gelesen und an die vielen Schneehühner gedacht die noch braune Federn hatten zu der Zeit. Habe alle Hütten wiedererkannt und daran gedacht wie das fjäll dass unter dem Schnee ruht, aussah, so ein schöner Bericht!
    Ich werde im März mit rucksackreisen wieder dort sein und Hundeschlitten fahren ausprobieren.

    1. Hallo Irene,
      die Gegend dort ist wirklich sehr schön, im Sommer möchte ich da auch gerne mal hin, dann sieht es sicher komplett anders aus.
      Wir haben unterwegs auch einige Leute mit Hundeschlitten gesehen 🙂

    1. Hallo Renate,
      ich hatte einen Hüttenschlafsack dabei; da es in den Hütten ja einen Ofen und Decken gibt, reicht das normalerweise.
      Meiner war aus Fleece, aber einer aus Baumwolle oder eben ein kleiner normaler Schlafsack müsste genauso passen.
      Viele Grüße
      Corina

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