Das Baskenland im Norden Spaniens ist ein großartiges Ziel für einen Sommerurlaub: Strände, Berge, Kultur. Coole Städte, tolle Landschaften, gutes Essen. Surfen, Wandern, Ausgehen, Klettern. Oder einfach Herumbummeln und das Leben genießen. Klingt gut? Ist es auch!
Inhalt
Allgemeines
Das Baskenland befindet sich im Nordosten Spaniens an der Atlantikküste (und ein kleiner Teil auch in Frankreich). Hauptstadt ist Vitoria-Gasteiz, weitere große Städte sind Bilbao und Donostia-San Sebastián. Gesprochen wird dort neben Spanisch auch Baskisch, eine isolierte Sprache, die mit keiner anderen heute gesprochenen Sprache verwandt ist. Nachdem die baskische Sprache unter Franco verboten war, ist sie heute zweite Amtssprache der Autonomen Gemeinschaft Baskenland, wird in der Schule unterrichtet, und alle Straßenschilder und offiziellen Dokumente sind zweisprachig. Der baskische Name des Baskenlands lautet übrigens Euskadi oder Euskal Herria.
Im Ausland denkt man beim Baskenland häufig zunächst an die ETA, ein sensibles Thema, das sicher noch einiges an Aufarbeitung bedarf. Auch wenn mittlerweile Frieden herrscht und sich die Terrororganisation aufgelöst hat, wird man doch immer wieder an dieses Kapitel erinnert: Beispielsweise in der Altstadt von Bilbao sind an vielen Häusern Plakate zu sehen, auf denen gefordert wird, dass die gefangenen ETA-Terroristen in baskische Gefängnisse verlegt werden, da die Familien für Gefängnisbesuche häufig quer durch Spanien fahren müssen.
Buchtipp: Vor meiner Reise habe ich mich auf die Suche nach Büchern gemacht, die im Baskenland spielen, und bin auf Patria von Fernando Aramburu gestoßen. Patria erzählt von zwei Familien in der Nähe von San Sebastián: Der Vater der einen Familie wurde von der ETA getötet, während der Sohn der anderen Familie ETA-Terrorist war. Ein großartiges Buch, das ich regelrecht verschlungen habe!
Neben der klassischen Baskenmütze ist Pelota noch typisch für das Baskenland, ein Spiel, bei dem Spieler mit einem Schlagbrett, einem Spitzkorb oder auch mit der bloßen Hand einen Ball gegen eine Wand spielen. Unbedingt sehenswert, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Rudern ist ebenfalls eine typische Sportart, und regelmäßig finden Regatten statt. In kulinarischer Hinsicht sind Pintxos zu erwähnen, kleine Häppchen (häufig auch als „baskische Tapas“ bezeichnet), die in vielen Kneipen für wenig Geld angeboten werden.
Ziele im Baskenland
Was gibt es im Baskenland also alles zu sehen? Ich habe mir die folgenden Ecken etwas genauer angesehen (detaillierte Berichte folgen, habt hierfür bitte noch ein wenig Geduld):
- Bilbao, einstige Industriestadt, hat sich seit der Eröffnung des Guggenheim-Museums im Jahr 1997 zu einem richtigen Touristenmagneten entwickelt. Mit der quirligen Altstadt, der Nähe zum Meer und den zahlreichen Ausflugszielen in der Umgebung ist Bilbao perfekt geeignet, um dort ein paar Tage zu verbringen (meinen Beitrag zu Bilbao findet ihr hier).
- Vitoria-Gasteiz liegt rund 60 Kilometer von der Küste entfernt im Hinterland, und in der Umgebung gibt es zahlreiche Wandermöglichkeiten sowie Klettergebiete (mehr dazu habe ich in diesem Beitrag geschrieben).
- Donostia-San Sebastián liegt direkt am Meer und kann mit gleich drei Stränden aufwarten: La Concha und Ondarreta liegen an der ruhigen Muschelbucht und sind perfekt zum Baden, Kajakfahren oder Stand Up Paddling geeignet, während Zurriola großartige Surfbedingungen zu bieten hat. Außerdem hat San Sebastián drei Hausberge, eine schöne Altstadt und eine wundervolle Umgebung.
Anreise
Wer in der Nähe der französischen Grenze wohnt und schnell in Paris ist, schafft es an einem Tag mit zweimal Umsteigen (in Paris und Hendaye) bequem nach San Sebastián.
Auch von Berlin aus gibt es eine praktische Option, nämlich den Nachtzug der russischen Bahn, der jeden Mittwoch von Moskau kommend über Berlin, Erfurt, Frankfurt a.M. und Karlsruhe nach Paris fährt, wo er morgens um 9:40 Uhr ankommt (jeden Donnerstag fährt er in umgekehrter Richtung von Paris nach Moskau). Von Paris aus geht es dann in ca. 4 Stunden und 30 Minuten weiter nach Hendaye an der spanischen Grenze, und von dort ist man in etwa einer halben Stunde in San Sebastián.
Von anderen Städten (in meinem Fall München) ist es jedoch nicht ganz so einfach, in einem Rutsch bis nach Spanien zu gelangen, seit die Nachtzüge nach Frankreich sowie zwischen Frankreich und Spanien abgeschafft wurden. Somit war die Planung der Anreise (ohne zu fliegen versteht sich) eine kleine Tüftelei. Schließlich konnte ich meine Optionen auf Folgendes eingrenzen:
- Mit dem Nachtzug: zunächst mit dem ICE oder TGV nach Paris, dann mit dem Nachtzug der französischen Bahn in Richtung Süden nach Toulouse und von dort aus mit dem Bus in 5 Stunden und 30 Minuten nach San Sebastián. Bietet sich in Kombination mit einem Aufenthalt in Toulouse an.
- Mit dem Nachtbus: Wie bereits gesagt ist das Angebot an Nachtzügen in die Richtung eher beschränkt. Aber in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen… oder fährt eben Nachtbus. Das ist zwar nicht so bequem wie im Liegewagen, erfüllt aber seinen Zweck. Zwischen Paris und San Sebastián bzw. Bilbao gibt Nachtbusverbindungen verschiedener Anbieter, die ihr am besten hier recherchieren könnt.
- Mit einer Zwischenübernachtung: beispielsweise in Paris oder Bordeaux. Das entzerrt nicht nur die Anreise, beides sind auch wunderschöne Städte, die immer einen Besuch wert sind.
Vor Ort
Zwischen den einzelnen Städten gibt es gute Zug- und Busverbindungen, die ihr am besten hier nachschauen und vergleichen könnt.
Ziele unterwegs
Ein Nachmittag in Bordeaux
Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, auf dem Hinweg eine Nacht in Bordeaux zu verbringen. Also steige ich morgens um viertel vor 7 in München in den Zug nach Paris, wo ich den Bahnhof wechsle und noch schnell einen Kaffee trinke, bevor es nach Bordeaux weitergeht. Dort habe ich den restlichen Nachmittag und den ganzen Abend Zeit, um durch die wunderschöne Altstadt zu bummeln. Weitere Informationen über Bordeaux habe ich euch in diesem Beitrag zusammengestellt.
Weiter geht es am nächsten Morgen um 6 Uhr mit dem Bus nach Bilbao. Die Fahrt dauert 4 Stunden; zunächst lese ich ein wenig, nicke jedoch irgendwann ein. An der Grenze gibt es überraschenderweise eine Kontrolle. Ich zeige brav meinen Ausweis vor und dämmere wieder weg. Ich behaupte ja immer, dass ich im Bus nicht schlafen kann; diese Aussage muss ich dringend revidieren.
Auf Durchreise in Paris
Für den Rückweg nehme ich von San Sebastián über Nacht den Bus nach Paris. Auch dieses Mal klappt es mit dem Schlafen überraschend gut: Nachdem mein Sitznachbar in Bordeaux ausgestiegen ist, habe ich etwas mehr Platz und kann mich hinlegen. Ab und zu muss ich mich zwar aufsetzen und meine Position verändern (jaja, das Kreuz, man wird nicht jünger), aber im Großen und Ganzen bekomme ich schon ein paar Stunden Schlaf ab. Am Morgen wache ich jäh auf, als ich fast vom Sitz kullere, da der Bus schon im stockenden Stadtverkehr ist. Kurz darauf sehe ich auch schon den Eiffelturm, und bald kommen wir am Busbahnhof Bercy Seine an.
In Paris muss wieder einmal der Bahnhof gewechselt werden: Von Bercy Seine geht es zunächst mit der Metrolinie 14 (in Richtung Saint-Lazare) bis zur Station Chatelet und von dort aus mit der Linie 4 (Richtung Porte de Clignancourt) bis zur Station Gare de l’Est bzw. bis Gare du Nord, je nachdem, an welchem Bahnhof es weitergeht. Die reine Fahrtzeit sind vielleicht 20 Minuten, ein bisschen Lauferei ist aber zusätzlich auch dabei. Sowohl am Gare de l’Est als auch am Gare du Nord gibt es eine Gepäckaufbewahrung (je nach Größe des Gepäckstücks zwischen 5,50 und 9,50 Euro pro Tag).
In Paris habe ich einen Aufenthalt von ein paar Stunden eingeplant. Da es vom Gare de l’Est nicht weit zum Montmartre ist (drei Stationen mit der Metro 4, bei Château Rouge aussteigen), habe ich beschlossen, mir dort ein wenig die Beine zu vertreten.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang und einem leckeren Mittagessen geht es dann auch schon wieder zum Bahnhof und zurück nach Deutschland, und zwar mit dem Gefühl, die Rückreise perfekt genutzt zu haben.